Wieviel Ehrlichkeit sollte eigentlich sein?

Will der Verbraucher in Wirklichkeit belogen werden?

Wie ehrlich kann und sollte die Nahrungsmittelindustrie sein? 😉

Vergleichsweise viel Ehrlichkeit bekommt der Verbraucher bei der Frosta AG. So heist es in der Wikipedia zu den Produkten des Herstellers, die unter dem Eigennamen Frosta vermarketet werden:

Alle Produkte werden ohne Zusätze wie Farbstoffe, Aromen, Geschmacksverstärker, Emulgatoren, Stabilisatoren, chemisch modifizierten Stärken und gehärteten Fetten hergestellt.

Ebenso hat man sich bei dieser Firma dazu entschlossen auch auf nicht-kennzeichnungspflichtige technische Hilfsstoffe zu verzichten. Seit 2003 wird bei dem Tiefkühlprodukthersteller nach obigen Grundsätzen produziert. Zur Umsetzung wurde der nicht unumstrittene Lebensmittelchemiker Udo Pollmer engagiert. Dieser ist dafür bekannt in seinen Büchern die Lebensmittelindustrie regelmäßig harsch anzugreifen.

Die Verbraucher dankten Frosta diesen Schritt im Jahr 2003 mit „[dem] schlechteste[n] Ergebnis der Unternehmensgeschichte“. Der Hersteller hielt angesichts der Aufwändigkeit der Umstellung mitsamt der dafür getätigten Marketingausgaben trotzdem an der Entscheidung auf die branchenüblichen Produktionsmethoden zu verzichten fest.

In den darauffolgenden Jahren schaffte man es aber dann doch wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Es gibt also eine Käuferschicht, die bereit ist für hochwertigere Produkte etwas mehr zu zahlen. Aber riesig scheint diese nicht gerade zu sein.

Während in öffentlichen Diskussionen um Ernährung häufig die Frage behandelt wird was denn nun besonders gesund sei, scheint mir das Thema Tierhaltung dort viel zu wenig Raum zu bekommen. Hier wird wohl lieber verdrängt.

Leider geht’s im Blog von Frosta auch nahezu nie um Tierhaltung, aber man ist schließlich doch so ehrlich, dass man irgendwo im Unternehmensblog doch mal darüber schreibt.

Wenn nun schon ein vergleichsweise offen-agierendes Unternehmen wie die Frosta AG ihr Geflügel von Haltern bezieht bei denen auf zwei Quadrameter Fläche zehn Hühner Platz finden müssen kann man davon ausgehen, dass solche Bilder, wie die, die Ende August 2011 in der Doku „Das System Wiesenhof“ in der ARD gezeigt wurden weit näher an der Realität sein müssen als die Bilder, die von der Lebensmittelindustrie gezeichnet werden.

Manchmal bekomme ich den Eindruck, dass die Deutschen sich gerne für dumm verkaufen lassen. Beispielsweise wenn ich die Kommentare zu Foodwatchs Forderung auf „Realistische Produkt-Abbildungen“ auf Lebensmittelverpackungen lese. Der Vorschlag, dass auf den Lebensmittelverpackungen abgebildet sein soll was wirklich drinsteckt wird in den Kommentaren bei Facebook überwiegend kritisch gesehen – nach dem Motto, dass ja sowieso jeder weis, dass die Verpackungen nicht viel mit dem Inhalt zu tun hätten. Und wenn schon der Inhalt mies ist, könne man sich zumindest an der Verpackung erfreuen.

Es gab aber natürlich auch berechtigte Kritik an dem Vorschlag von Foodwatch. Beispielsweise, dass man bei der Umsetzung eines derartigen Vorhabens in Gesetzesform sehr genau vorgehen müsste, damit das fertig gegossene Gesetz hinterher möglichst keine Schlupflöcher aufweist.

PS: Der Eindruck, dass der deutsche Verbraucher gar nicht so genau wissen will was er eigentlich isst wurde auch in der heute-show anlässlich eines Dioxinskandals in lustiger Form erörtert.

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